Es ist eines dieser Themen, die man am liebsten verdrängen würde: sexuelle Gewalt gegen Kinder.
Doch Wegsehen schützt niemanden – im Gegenteil. Genau deshalb sprechen wir in unserer neuen Folge von „Mamafürsorge – der Podcast über alle Seiten der Mutterschaft“ mit Dr. Eva Strnad, Richterin am Familiengericht Köln und Autorin des Buches „Kein Kind ist sicher“.
Eva hat selbst in ihrer Kindheit sexualisierte Gewalt erlebt und setzt sich heute mit großer Klarheit und Fachwissen für Aufklärung und Prävention ein. In dieser Folge erklärt sie, warum Schweigen Täter schützt – und Wissen Kinder.
Warum wir so ungern über Missbrauch sprechen
Die Vorstellung, dass einem Kind etwas angetan wird, ist kaum auszuhalten.
„Das Thema macht Angst“, sagt Eva. „Und alles, was Angst macht, wollen wir von uns fernhalten.“
Doch genau dieses Wegschieben ist gefährlich. Denn Täter nutzen unsere Verdrängung – sie bauen darauf, dass Erwachsene nicht genau hinschauen. Wenn wir schweigen, behalten sie die Macht. Wenn wir hinschauen, sie bricht.
Darum ist Aufklärung kein Zusatzwissen – sie ist Kinderschutz.
Missbrauch passiert überall
Die meisten Menschen glauben, sexueller Missbrauch finde irgendwo „anders“ statt – in problematischen Familien, bei Fremden, im Internet. Die Realität ist eine andere: Die meisten Taten passieren im vertrauten Umfeld, oft in der eigenen Familie, im Verein, in der Schule, in der Nachbarschaft.
Und die Täter? Sie sehen nicht aus wie Täter. Sie sind Lehrer, Nachbarn, Verwandte, Trainer – Menschen, die Vertrauen genießen. „Es gibt kein eindeutiges Täterprofil“, sagt Eva.
„Missbrauch kann überall passieren – in jeder Schicht, in jedem Umfeld.“
Diese Erkenntnis tut weh. Aber sie macht auch handlungsfähig. Denn wer weiß, worauf er achten muss, kann Kinder besser schützen.
Mythen, die gefährlich sind
Viele Vorstellungen über Missbrauch halten sich hartnäckig – und sie helfen unbewusst den Tätern.

Zum Beispiel die Annahme: „In meiner Familie passiert sowas nicht.“
Oder: „Kinder würden sich doch wehren, wenn etwas nicht stimmt.“
Eva erklärt: „Kinder senden häufig keine klaren Hilferufe. Sie zeigen ihr Leid oft indirekt – durch Rückzug, Aggression, Bauchschmerzen oder auffälliges Verhalten. Wenn wir das als Eltern nicht ernst nehmen, verlieren Kinder das Vertrauen, dass sie sich an uns wenden können.“
Ein weiterer gefährlicher Mythos: „Missbrauch erkennt man an körperlicher Gewalt.“
Doch Täter sind strategisch. Sie vermeiden Spuren, arbeiten mit Manipulation, Angst, Scham.
Das Ergebnis ist dieselbe Verwüstung – nur unsichtbar.
Prävention beginnt im Alltag
Kinderschutz ist keine Aufgabe von Spezialisten – es beginnt in jeder Familie, in jeder Schule, in jedem Verein.
Eva vergleicht das mit der Verkehrserziehung:
„Wir bringen unseren Kindern bei, wie sie sicher über die Straße gehen. Genauso können wir sie stark machen, ihre Grenzen zu wahren.“
Das beginnt im Kleinen:
- Kinder sollen Nein sagen dürfen – auch bei Verwandten oder bekannten Erwachsenen.
- Körperteile dürfen beim Namen genannt werden.
- Eltern dürfen über Gefühle, Grenzen und Vertrauen sprechen – altersgerecht, aber offen.
- Medienerziehung ist heute ein zentraler Teil des Kinderschutzes. Kinder müssen wissen, dass auch im Internet Übergriffe stattfinden können.
Und: Eine sichere Bindung ist der stärkste Schutzfaktor. Wenn Kinder wissen, dass sie mit allem zu uns kommen dürfen – auch mit Fehlern oder Geheimnissen – dann sind sie weniger anfällig für Manipulation.
Wachsam bleiben – auch im Umfeld
Kinderschutz endet nicht an der eigenen Haustür. „Wir tragen Verantwortung – auch für die Kinder anderer“, sagt Eva. Wenn dir im Verein, in der Schule oder im Kindergarten etwas auffällt – ein ungutes Gefühl, auffällige Nähe, Geschenke, plötzliche Verhaltensänderungen – sprich es an.
Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
Und: Hol dir Unterstützung. Es gibt anonyme Beratungsstellen, Hotlines und Fachberatungen, die helfen können, Situationen einzuschätzen und das Richtige zu tun.
(Alle Anlaufstellen findet ihr in den Shownotes der Podcastfolge.)
Gemeinsam das Schweigen brechen

Kinderschutz ist kein leichtes Thema – aber ein notwendiges.
Wenn wir anfangen, darüber zu sprechen, verlieren Täter Macht.
Wenn wir Wissen teilen, stärken wir Kinder.
„Jede Person, die hinschaut, ist ein Schutzschild – nicht nur für die eigenen Kinder, sondern für alle.“
Hör rein und unterstütze uns
In dieser Folge erfährst du:
- welche Mythen über sexuellen Missbrauch gefährlich sind,
- wie du Kinder stärken und schützen kannst,
- und was wir als Gesellschaft tun müssen, um Täterstrukturen aufzubrechen.
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Kinderschutz beginnt da, wo wir nicht mehr wegsehen.
Denn jedes Kind verdient Sicherheit – und Erwachsene, die hinschauen.


