Lesetipp "Radikale Selbstfürsorge jetzt"

Lesetipp "Radikale Selbstfürsorge jetzt"

Eine feministische Perspektive

von Svenja Gräfen

Verursacht der Titel dieses Buches bei dir Stress? Nicht nötig!

Mich selbst hat er anfangs abgeschreckt – aber ich bin froh, dass meine Neugier gesiegt hat. Grund dafür war sicher auch die Meinung der Moderatorin und Schriftstellerin Ninia Lagrande zum Buch: „Das erste Buch über Selbstvorsorge, das ich gelesen habe, ohne mir ins Knie zu beißen.“ Denn ich kann das Gefühl nachvollziehen, das einen beschleicht, wenn man zum x-ten Mal liest, dass man sich doch bitte ein bisschen Zeit nehmen soll, ein bisschen meditieren, und dann klappt das von allein mit Gelassenheit und Selbstliebe. So einfach ist es eben nicht.

Das erkennt Svenja Gräfen an, die dazu einlädt, den Begriff „Selbstfürsorge“ einmal von allen Seiten zu durchdenken, und eher Anregungen und Denkanstöße gibt, als konkrete Tipps. Es geht um die Frage: Was kann Selbstfürsorge leisten? Und wie kann sie für dich aussehen? Ihre Antwort unter anderem: Es braucht Geduld und die Bereitschaft, auszuprobieren. Lerne deine Bedürfnisse kennen, deine Grenzen und setze Prioritäten. Radikale Ehrlichkeit ist, so lese ich ihren Text, Voraussetzung für radikale Selbstfürsorge.

Gleichzeitig nimmt sie den Druck raus. Ziel ist NICHT, dass die Vorstellung, Selbstvorsorge betreiben zu MÜSSEN, dich noch mehr einengt. Es geht ihr um kleine Schritte, ums Prinzip, nicht um die Frage, was Yoga oder Häkeln mit uns macht. Denn nichts lässt sich erzwingen, Entspannung schon gar nicht.

Manchmal hat Selbstfürsorge vor allem mit Überleben zu tun.

Svenja Gräfen in „Selbstfürsorge jetzt“

Selbstfürsorge bedeutet für Gräfen „…in erster Linie, dass du dir selbst Raum zugestehst, der dir von der Gesellschaft nicht unbedingt auf dem Silbertablett serviert wird.“ Wie du diesen Raum füllst, ist eine persönliche Frage. Manchmal, so Gräfen, darf es eben auch Binchwatching sein statt Meditation. „Die Dosis macht das Gift.“ Bei beidem. Eine erleichternde Art, das Thema anzugehen – und eine gelungene Methode, das schlechte Gewissen erst gar nicht auftreten zu lassen.

Sie unterscheidet auch sehr gut zwischen Grundbedürfnissen (Essen, Schlafen, …) und weiterer Selbstfürsorge. Um ganz klar festzustellen: „Manchmal hat Selbstfürsorge vor allem mit Überleben zu tun.“ So einfach ist es. In den schlechten Zeiten kann es im wahrsten Sinne des Wortes lebensrettend sein, sich auf die grundlegenden Bedürfnisse zu fokussieren. Ausruhen ist eben doch kein Luxus. „Genauso wie Schlaf keine extravagante Freizeitbeschäftigung ist, sondern schlicht und ergreifend: überlebenswichtig.“

Diese entspannte aber deutliche Haltung zum Thema Selbstfürsorge verknüpft die Autorin immer wieder mit einer feministischen Perspektive. Wie gehen Selbstfürsorge und Engagement zusammen? Ist es schon feministisch, wenn ich in erster Linie mich selbst rette, statt gleich die ganze Welt? Die kurze Antwort: Ja. Hole dir selbst Kraft und Energie – das ist ein feministischer Akt und schafft Raum, um aktiv zu werden.

Dabei betont Gräfen immer wieder, aus welch privilegierter Perspektive sie auf die ganze Sache blickt und es gelingt ihr, andere Sichtweisen mitzudenken.

Ein lohnenswertes Buch, das den individuellen Blick und gesellschaftliche Relevanz von Selbstfürsorge zusammenbringt und sich als Angebot versteht, verschiedene Strategien auf dem Weg dorthin auszutesten.

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