„Mein Herz kann Glück“

Rezension Selbstlos Sina Schröder

Mit „Selbstlos. Die Zweifel der modernen Mütter, die alles geben und sich selbst dabei verlieren“ hat Sina Schröder ein ganz besonderes Buch geschrieben. Besonders, weil es mitten ins Herz geht, weil es Worte für Gefühle findet, die ich so noch nie gelesen habe. Weil es einen auf eine Art und Weise in den Arm und an die Hand nimmt. Mit ihrem Buch sagt die Autorin: „Ich sehe dich. Ich schätze dich wert. Und du wirst das auch wieder können.“

Mutterschaft ist keine Identität

Mit der Geburt eines Kindes werden Frauen oft nur noch auf die Mutterrolle reduziert. So sehr und so nachhaltig, dass sie irgendwann selbst feststellen müssen, dass sie ihr Selbst gar nicht mehr finden. Die eigene Identität blieb irgendwo zwischen positivem Schwangerschaftstest und durchwachten Nächten auf der Strecke. Weil die Gesellschaft von Müttern erwartet, so viele Bälle zu jonglieren, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und auch Emotionen nicht mehr wahrnehmen (können). Nur noch „Second-Hand-Emotionen“ über ihre Kinder und andere Menschen, für die sie sorgen.

Ich agiere selbstlos und merke immer mehr: Ich bin mein Selbst los.

Sina Schröder: Selbstlos, S.12

Doppelperspektive

Das alles betrachtet die Diplom-Theologin, die sich der Kirche nach ihrem eigenen Selbstfindungsprozess mittlerweile nicht mehr zugehörig fühlt, aus zwei Perspektiven: Ihrer eigenen und der der Seelsorgerin. Das eröffnet oft neue Blickwinkel, neue Sichtweisen und ermöglicht einen Blick auf den Menschen, den ich so noch nicht gelesen habe. Sina Schröder schreibt mit so viel Achtsamkeit, so viel Wertschätzung, so viel Empathie – und gleichzeitig mit der nötigen Portion Ehrlichkeit und Realismus. Sie feiert das Leben, auch wenn es einem Steine in den Weg legt. Das hat mich von der ersten Seite an abgeholt und mit einem unglaublich guten Gefühl lesen lassen.

Vergebungsorientierte Erziehung

Ein Gedanke aus dem Buch, den Sina auch auf ihrem Instagram-Kanal @feelslikesina thematisiert, hat mir ganz besonders weitergeholfen. Die Bedürfnisorientierte Erziehung, sagt sie, ist richtig, aber sie ist kräftezehrend. Sie führt unter anderem dazu, dass Mütter sich permanent als ungenügend empfinden und einem Ideal hinterherlaufen, dass nicht erreichbar ist.
Deshalb gibt sie ihr die „vergebungsorientierte Erziehung“ an die Seite, die sagt: „Du bist immer noch wertvoll, auch wenn es bei dir mal ,menschelt‘.“

Der vierfachen Mutter auf ihrem Weg zum „Selbst-Sein-Dürfen“ zu folgen und gleichzeitig das eigene Leben daraufhin abzuklopfen, wo das Selbst verloren ging, war eine sehr bereichernde Erfahrung!

Mehr zu Sinas Gedanken hörst du auch in unserer neuen Podcastfolge mit ihr.


Sina Schröder
Selbstlos. Die Zweifel der modernen Mütter, die alles geben und sich selbst dabei verlieren
Edition Michael Fischer, 2023
ISBN: 978-3-7459-1854-0
256 S.
€ 18,00 [D]

Katharina Spangler

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