Ehrliche Elternschaft

Ehrliche Elternschaft

Mütter sind überlastet. Es brennt an allen Ecken und Enden. Einige rufen, Mütter müssen ihren Perfektionismus ablegen und ihre Ansprüche senken. Wieder andere fordern, dass sich die Gesellschaft und ihre Strukturen ändern. Aus einer anderen Ecke hört man: „Die Väter! Die müssen endlich mal Verantwortung übernehmen!“ – und jetzt kommen wir mit „ehrliche Elternschaft“?

Individuelle und kollektive Änderungen greifen ineinander

Wir sind uns sicher: für ein komplexes Problem, wie das der überlasteten Müttern, gibt es mehr als einen Lösungsansatz. Mehr als einen Faktor, den man nur ändern muss, dann wird’s schon werden. Eigentlich logisch, nicht? Wird nur gern in den hitzigen Debatten auf Twitter & Co vergessen.

Wir haben uns in verschiedenen Blogartikeln und sehr ausführlich auch im Buch bereits mit einigen Aspekten auseinandergesetzt, die dazu beitragen können, Elternschaft anders zu gestalten. Heute wollen wir uns eine weitere Haltung anschauen: die ehrliche Elternschaft. Ehrlich im Sinne von authentisch, unverstellt. Das Tabu brechen und auch über die unschönen Seiten sprechen, die Augenringe nicht übermalen. Das Chaos zeigen, Dehnungsstreifen nicht verstecken, Tränen nicht gleich wegwischen. „Ich kann nicht mehr“ laut aussprechen, ein „ich brauche Hilfe“ anhängen.

Warum?

Warum sollten wir das tun? Werden wir dann nicht schief angeschaut? Vielleicht ausgegrenzt? Oder öffnen wir vielleicht Tür und Tor für Menschen, denen es genauso geht? Die in der gleichen oder einer ähnlichen Lebensphase sind und sich ebenfalls wünschen, gehört und verstanden zu werden. Die sich freuen, wenn jemand mutig genug ist, ehrlich über Elternschaft zu sprechen, jammern, schimpfen, philosophieren, debattieren. Jemand, der eine andere Sicht auf die Dinge auch aushalten und stehen lassen kann. Jemand, der mitfühlt.

Eine solche Haltung kann Wellen schlagen. Auf individueller Ebene baut sie Ansprüche und Erwartungen ab, während sie auf kollektiver Ebene die Belastungen sichtbar macht und das Tabu, Hilfe anzunehmen, abbaut. Sie ist ein Schutzschild gegen Mom Wars und den daraus resultierenden Unsicherheiten und Schuldgefühlen. Sie hilft uns, hinter den Schleier von Social Media zu schauen und Elternschaft in all seinen bunten Facetten zu begreifen.

Im Kleinen starten…

…und Großes anstoßen. Beginnend von der Partnerschaft, über die engen Freundschaften, die andern Eltern und Spielplatzbekanntschaften, hinzu Social Media – zeig dich und deine Mutterschaft/Elternschaft, wie sie wirklich ist. Mit ihren tollen UND ihren doofen, anstrengenden, kräftezehrenden Seiten. Sich so zu zeigen, nimmt auch anderen den Druck.

Es gibt bereits einige Mütter, die das aktiv in den sozialen Medien tun. Jede*r zeigt ausgewählte Ausschnitte, da brauchen wir uns nichts vormachen. Gleichzeitig zeigen sich einige „echter“, ungeschönter und ungefilterter als andere. Setzen sich auch mit unbequemen Themen auseinander, wie zum Beispiel, dass Mutterliebe nichts garantiertes ist. Und dass sie auch nicht ‚wuuuusch‘ mit der Geburt einfach da sein muss. Dass manche Mütter bereuen, Mutter geworden zu sein. Und dass Fürsorge nicht weiblich ist.

Solchen Profilen zu folgen, kann sehr entlastend sein. Und es kann Mut und Kraft geben, ebenfalls laut zu werden, Missstände aufzuzeigen, für die eigenen Bedürfnisse einzutreten. Darum stellen wir euch auch in den kommenden Tagen einige davon vor. Weil sie uns inspirieren und hoffen, euch gehts genauso. Auf das wir gemeinsam Wellen schlagen.

Übrigens…

… als Michèle auf Twitter nachfragte, was Eltern sich von anderen Eltern wünschen würden, war „Ehrlichkeit“ mit „kein Vergleichen“ und „mehr Toleranz“ eine der Top-Antworten. Der Wunsch ist da, wer hat den Mut, ihn umzusetzen und mit gutem Beispiel voranzugehen?

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