Warum es bis zur Gleichberechtigung noch ein langer Weg ist

Warum es bis zur Gleichberechtigung noch ein langer Weg ist

Das ist keine normale Rezension, weil ich sie mit ordentlicher Wut im Bauch schreibe. Was gar nicht schlecht ist. Alexandra Zykunov fragt in ihrem Buch „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ regelmäßig nach, ob man schon wütend ist. Aber sowas von! Wut ist angebracht, wenn es um das Thema Gleichberechtigung geht. Weil eben noch so viel falsch läuft. Und das erklärt die Autorin mit viel Fachwissen, großem Kampfeswillen und genau der richtigen Menge an Humor. Sie arbeitet 25 Bullshitsätze ab, die wir Frauen immer zu hören bekommen und zerlegt sie so richtig. Mein Fazit vorweg: Wenn ihr nur ein Buch in diesem Jahr (außer unsere 😉 ) lest, lest dieses!

„SORRY, ABER WOLLT IHR MICH EIGENTLICH ALLE VERARSCHEN?“

Alexandra Zykunov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“, S.45

Mutterschaft und Feminismus

Das ist auch keine normale Rezension, weil sie recht persönlich ist. Denn ich oute mich mit diesem Blogbeitrag auch als Feministin. Ich weiß, dass dieses Wort mittlerweile oft verpönt ist. Auch ich habe mich lange schwer getan, es auszusprechen. Weil ich, wie so viele andere Frauen, sehr lange der Meinung war: Das passt schon mit der Gleichberechtigung, ist doch alles gut. Bis ich anfing zu arbeiten und die Gehälter verglichen habe. Bis ich schwanger wurde, und plötzlich im Job automatisch aussortiert wurde. Bis ich Kinder bekam und mir plötzlich jeden einzelnen Tag klar war: Da läuft doch etwas schief. Von der Frage des Wiedereinstiegs nach der Elternzeit ganz zu schweigen.

„Dass Care-Arbeit so viele Stunden eines Tages frisst, dabei unbezahlt bleibt, dadurch ganze Müttergenerationen einem Burn-out entgegenlaufen und dafür am Ende ihres Lebens lediglich von der Altersarmut mit offenen Armen empfangen werden, liegt auch an unserem kapitalistisch geprägten Arbeitssystem.“

Alexandra Zykunov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“, S.32

Gleichberechtigung ist Arbeit

Seitdem mache ich meinen Mund auf, belese mich, stehe für Frauenrechte ein und werde nicht müde, darauf hinzuweisen, wenn patriarchale Strukturen hinter Handlungen und Einstellungen stehen. Dabei will ich niemanden angreifen, denn es ist, wie Alexandra Zykunov sagt:

„Mütter sind keine notorisch perfektionistischen, dauerputzenden Besserwisserinnen und Väter keine hinterhältigen, faulen Wickelidioten. Ganz viel davon ist auch hier Sozialisation.“

Alexandra Zykunov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“, S.94

Wir alle sind in diesem System groß geworden. Wir alle müssen gegen Prägungen ankämpfen und umdenken. Ihr Buch liefert allen, die das möchten, gute Argumente gegen Sätze wie „Unsere Omas haben das schließlich auch allein geschafft.“, „Aber Väter werden im Job auch diskriminert“ oder eben „Frauen wollen doch die Verantwortung zu Hause gar nicht abgeben!“ Ich sage euch, einige Zahlen, die im Buch auftauchen, haben mich mit offenem Mund zurückgelassen. Ich habe im Schwimmbad darin gelesen und sie meinem Mann direkt im Anschluss im Babybecken weitergegeben. Weil Zahlen gute Argumente sind, weil Fakten eben helfen, wenn man über dieses Thema spricht.

Das Patriarchat macht uns krank

Und warum empfehle ich dieses Buch hier? Weil es auch erklärt, warum wir Mütter so oft erschöpft sind, warum so viel Arbeitslast auf unsere Schultern drückt, warum wir oft in alte Rollenverteilungen zurück rutschen, auch wenn wir das alles gar nicht wollen. Und warum so oft diese Wut in uns sitzt – die völlig berechtigt ist! Es macht klar: Wir haben alles Recht der Welt zu „jammern“, denn an dieser Situation muss sich wirklich etwas ändern!

Lesen!!

„Was ich aber an diesem ,Mütter von heute können nur noch jammern‘-Verbalausfall viel gravierender finde, ist, wie mit diesem gefährlichen Bullshitsatz Erschöpfungskrankheiten ganzer Müttergenerationen unsichtbar gemacht, wissentlich abgetan und verkannt werden.“

Alexandra Zykunov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“, S.72

PS: Ich habe mich an dieses Buch lange nicht herangetraut, weil ich wusste: Es wird mich wütend machen. Ich werde mich noch ungerechter behandelt fühlen. Es wird zu Diskussionen kommen. Als wir in unserem Podcast mit Jara über die Situation Alleinerziehender gesprochen hat sie das Buch nochmals dringend empfohlen. Und dann habe ich mich getraut. Danke Jara! Es ist die Diskussionen sowas von wert 😉

PPS: Wer den Aspekt der Wut noch genauer betrachten und/oder sich dem Thema Gleichberechtigung im Roman widmen möchte, dem sei „Die Wut, die bleibt“ als weitere Lektüre empfohlen.

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