In der Podcastfolge #11, die diese Woche erschien, hat uns Julia ihre Geschichte erzählt. Die Geschichte einer Mutter, die an einer Wochenbettdepression in Kombination mit einer Angststörung und Zwangsgedanken litt und einen harten Weg gehen musste, um sich davon zu erholen.
Wer sich das Gespräch angehört hat, hat vielleicht auch mitbekommen, dass Julia, selbst Psychologin, immer wieder selbst darüber nachdachte, was ist „noch normal“ und was schon bedenklich. Wann werden die Sorgen und Ängste einer Schwangeren oder frischgebackenen Mutter besorgniserregend oder sogar behandlungsbedürftig?
Verschwimmende Grenzen
Eindeutige Grenzen sind da natürlich sehr schwer zu ziehen und jede Geschichte individuell zu betrachten. Sorgen gehört zum Leben von Eltern einfach dazu, denn die Verantwortung für ein kleines Leben wiegt schwer. Diese kleinen Menschlein bedeuten uns in der Regel so unfassbar viel, dass wir gedanklich viel damit beschäftigt sind, Schaden von ihnen fernzuhalten. Wir sorgen uns über ihre Entwicklung, die Erziehung, ihre Ernährung, Krankheiten, Verletzungen, negative Einflüsse von außen und vieles mehr. Diese Sorgen führen dazu, dass wir unser Bestes geben. Sie lassen uns umsichtiger und vorsichtiger handeln. Sie schärfen unsere Aufmerksamkeit und bereiten uns auf allerlei denkbare Szenarien vor. Sorgen sind also nicht per se zu verteufeln.
Das gilt in gewissem Maße auch für Angst. Sie ist eine wichtige Grundemotion, die die Sinne schärft, Energie bereit stellt und uns fokussiert. In Gefahrensituationen kann sie sehr wertvoll sein. Und unter normalen Umständen klingt sie anschließend wieder ab, das System beruhigt sich. Ist dies nicht der Fall und das System bleibt im Stresszustand, wird das als sehr belastend empfunden, kostet viel Kraft und macht krankt.
Besorgniserregend sind Ängste daher, wenn sie wiederholt in Situationen auftreten, die objektiv gesehen nicht bedrohlich sind, und die Angstreaktion dann auch nicht oder nur schwer abklingt. Wenn die Person sehr unter der Angst leidet und deswegen auch Vermeidungsverhalten zeigt. Wenn der Alltag von Angst bestimmt wird. Orte oder Tätigkeiten gemieden werden müssen. Das Umfeld unter der Angst leidet oder Kontrollzwänge zur Eindämmung der Angst angewandt werden. Kernmerkmale einer Angsterkrankung, die mit einer Fachperson abgeklärt werden sollte, sind Leidensdruck und Vermeidung.
Was tun?
Sorgen und Ängste als Teil der Mutterschaft haben wir uns im Buch „Die Klügere gibt ab“ ausführlicher angeschaut, sowohl als „normaler“ Aspekt, als auch als psychische Krise. Suchst du Entlastung für kleine und große Sorgen, dann gefällt dir bestimmt unser Kapitel zum Stressmanagement, in dem wir einige Übungen vorstellen, mit denen man aus dem sorgenvollen Gedankenkarussell aussteigen kann.
Im Fall von ernsthaften Ängsten, unter denen du sehr leidest, raten wir dir, dir Hilfe zu suchen und das abklären zu lassen. Besonders auch im Hinblick darauf, dass Ängste sich verselbstständigen und erweitern können, wenn man sie verdrängt und unbeachtet schwellen lässt. Ansprechpartner*innen können Psycholog*innen, psychiatrische Fachkräfte und Psychotherapeut*innen sein. Als erste Anlaufstelle kann vielleicht auch der Hausarzt/die Hausärztin hilfreich sein und weitervermitteln.