Was Frauen für eine selbstbestimmte Geburt wissen müssen
Wir sprechen mit Lena Högemanns über ihr Buch – ein Buch über erlebte Gewalt, Vernachlässigung und Fremdbestimmung unter der Geburt. Das Buch ist eine Anklageschrift gegen die Geburtshilfe, aber auch eine stärkende Anleitung für alle, die eine traumatische Geburt verarbeiten und/oder eine selbstbestimmte Geburt erleben wollen. Wir haben mit Lena darüber gesprochen, was sich ändern muss.
Lena Högemann spricht unverblümt, offen und direkt darüber, was sie erlebt hat und was viele andere Frauen in Deutschland auch erleben. Nicht, um Angst zu machen, sondern um vorzubereiten. Um etwas zu verändern. Und wenn sich das System nicht ändert, dann müssen zumindest die Frauen und werdenden Eltern soweit informiert und vorbereitet sein, dass sie selbstbestimmt gebären und Eltern werden können.
„Der Tag, an dem ich Mutter wurde, war der schlimmste Tag meines Lebens. Die Geburt meiner ersten Tochter war schrecklich. Sie war nicht bloß schmerzhaft. Sie war entwürdigend. „
Lena Högemann, S.9
Die Autorin lässt Betroffene zu Wort kommen, erzählt ihre Geschichten und bettet sie in Systemkritik und Tipps für eine selbstbestimmte Geburt ein. Damit hilft sie Erlebtest zu verarbeiten und sich, so gewollt, auf eine weitere Geburt vorzubereiten – selbstbestimmt und vielleicht sogar heilend. Es geht aber nicht nur um Mütter, auch die Väter werden gesehen und auch sie müssen gut vorbereitet sein.
Expert*innen für selbstbestimmte Geburten empfehlen Paaren, sich vor der Geburt genau damit zu beschäftigen, welche Rolle die Begleitung übernimmt. Begleitpersonen sollten sich fragen, welche Erwartungen sie selbst an die Geburt haben und welche Kraft sie haben, beispielsweise als Fürsprecher*in der Gebärenden aufzutreten, Interventionen in Frage zu stellen und Unterstützung einzufordern.“
Lena Högemann, S. 41f
Vorbereitung als A & O für eine selbstbestimmte Geburt
Das Buch schließt kraftvoll mit einer guten Vorbereitung auf eine selbstbestimmte Geburt. Das ist schon vor der ersten Geburt wichtig, gewinnt aber nochmal an Bedeutung, wenn eine vorhergegangene Geburt als belastend oder traumatisch erlebt wurde.
„Gute Geburten sind möglich, auch nach einer ersten traumatischen Geburt. Zu Hause, im Geburtshaus und im Krankenhaus. Viele Mütter, Väter und Expert*innen geben an, dass neben der Wahl des Geburtsortes vor allem die Vorbereitung dafür entscheidend ist. […] Ich bin überzeugt, dass Frauen und ihre Begleitpersonen viel Wissen über Geburten brauchen, damit sie eine gute, starke, selbstbestimmte Geburt erleben können.“
Lena Högemann, S. 283
Ja, das Buch ist stellenweise hart zu lesen. Es geht nah und man muss schlucken. Selbst wenn man gute Geburten erlebt hat. Noch mehr, wenn man selbst Dinge erlebt hat, die einen im Nachgang noch beschäftigen. Es ist auch möglich, dass man nach Lektüre des Buchs die eigene Geburtserfahrung in einem anderen Licht sieht. Für belastende und schwierige Geburtserfahrungen empfehlen wir das Hilfetelefon schwierige Geburt.
Mehr erfahren? Dann hör dir jetzt die ganze Folge an oder besuche uns drei auf YouTube!
Lena Högemann
So wollte ich mein Kind nicht zur Welt bringen
Ullstein, 2024
352 Seiten
ISBN: 978-3-550-202-75-9
22,99 € [D]