Ein „Nein“ zu anderen, ist ein „Ja“ zu mir
Es gibt da eine Sache, die fällt vielen von uns und mir selbst total schwer. Dabei wäre sie unendlich wertvoll für unseren Energiehaushalt. Das „Nein“ sagen. Sich abzugrenzen, nicht noch mehr Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen. Was uns abhält ist (oftmals) Angst. Angst vor Ärger, Ablehnung, Ausgrenzung. Immer schön ja sagen, dann bleibt man ein wichtiger Teil der sozialen Gruppe, so der mehr oder weniger bewusste Gedanke dahinter.
Gefangen im Hamsterrad zwischen Care-Arbeit und Erwerbsarbeit kommen wir mit unseren Ressourcen aber gerne mal an unsere Grenzen und wir müssen mit ihnen haushalten. Jetzt wäre der Moment, kein Elternsprecheramt zu übernehmen oder Schriftführerin im Fußballverein zu werden oder den Freunden beim Umzug zu helfen oder was auch immer. Blöd nur, dass wir meist erst im Nachhinein erkennen, dass das jetzt einen Aufgabe oder Verpflichtung war, die uns mehr Energie gekostet hat, als sie uns zurückgegeben hat. Lass uns das ändern!
Tipps für dein „Nein“
Um künftig bewusstere Entscheidungen zu treffen und mit Überzeugung „Ja“ oder „Nein“ sagen zu können, haben wir dir ein paar Tipps mitgebracht. Lass uns gerne wissen, wie es dir damit ergangen ist!
Not-to-do-Liste
Zuallererst kann es sehr hilfreich sein, die Dinge zu identifizieren, die du nicht mehr machen magst. Da diese Liste niemand außer dir sehen wird, kannst du hier richtig offen und ehrlich sein. Alle Gefälligkeiten und Zusatzverpflichtungen, die du so im Laufe der Zeit immer wieder übernommen hast und jedes Mal wieder diesen Beigeschmack von „ich mag eigentlich gar nicht“ haben, kommen auf diesen Zettel. Berufliches und Privates soll sich nicht vermischen? Schreib es drauf. Du magst keine Muffins mehr für Geburtstagseinladungen packen? Schreib es drauf. Ausflugsbegleitung? Was auch immer dir einfällt, schreib es auf. Dann hast du das nächste Mal, wenn es Anfrage diesbezüglich kommt, direkt ein Stoppschild im Kopf und kannst…
…einen zeitlichen Puffer einbauen!
Nimm dir die Zeit, um über deine Antwort nachzudenken, statt sofort zu antworten. Melde stattdessen zurück, dass du zu einem späteren Zeitpunkt Bescheid gibst, zum Beispiel nachdem du zuhause Gelegenheit hattest den Familienkalender zu Rate zu ziehen oder dich mit deinem Partner/deiner Partnerin auszutauschen, wie die nächsten Tage aussehen. So gewinnst du Zeit, darüber nachzudenken, ob das aktuell machbar ist oder wie du antworten willst. Außerdem kannst du so in Ruhe ein „Nein“ formulieren, so du denn ablehnen möchtest.
Formuliere dein „Nein“
Jetzt kommt der Knackpunkt. Die Absage. Dank Not-to-Do-Liste und Zeit, wird es aber gar nicht so schlimm, wie du jetzt vielleicht denkst. Ist es eine Tätigkeit deiner „Mach ich nicht (mehr)“-Liste, dann ist spätestens jetzt der Zeitpunkt bekanntzugeben, dass das etwas ist, was du prinzipiell nicht gerne tust. Oder aber du kannst absagen, aber eine für dich machbarere Alternative anbieten. „Ich werde dir leider nicht beim Umzug helfen können. Wie wäre es aber, wenn ich am Umzugstag abends für alle was zu essen vorbeibringe?“ oder „Eigentlich backe ich gar nicht gerne. Aber belegte Brote könnte ich mitbringen.“
Ein „Nein“ ist natürlich auch ohne Alternative möglich. Wenn es dir mit einer Begründung leichter fällt, dann sei ehrlich und authentisch und sage, dass bei dir aktuell viel los ist und dir deswegen die Zeit oder die Kraft für diesen Gefallen fehlt. Nur lügen, das solltest du lieber nicht. Denn abgesehen davon, dass Lügen Beziehungen vergiften, sind sie auch schlecht für dich. Das schlechte Gewissen kostet dich dann wieder genauso viel Kraft oder sogar mehr, wie wenn du die unleidige Verpflichtung eingegangen wärst.
Zu guter Letzt: die Angst aushalten
Sind dir die 4 magischen Buchstaben über die Lippen gekommen, stellt sich sofort die Angst vor der Reaktion des Gegenübers ein. In der Regel fällt diese aber gar nicht so schlimm aus, wie unsere Fantasie und vorgaukelt. Meist ist es schwieriger, die eigene Angst auszuhalten, als mit den Reaktionen umzugehen. Dieser Angst wirst du dich stellen müssen. Du kannst selbstbewusst und stolz sein, weil du für dich und deine Familie eine Grenze gezogen und dich gut um deine Kraftreserven gekümmert hast. Und umso öfter du das tust, umso kleiner wird auch die Furcht vor Ablehnung!